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Kultur von Orchideen

Bitte lesen Sie dazu auch unbedingt den Beitrag von unserem Mitglied Dr.Wolfgang Ermert  auf der Site der DOG das "Kleine 1x1 der Orchideenkultur", welches Ihnen in Kürze einen Überblick zur Kultur der Orchideen vermittelt: http://www.orchidee.de/orchideen/1x1-der-orchideenkultur/

Nachfolgend finden sie hierzu folgende Beiträge

1.Düngen von Orchideen (Gruppenabend Juni 2013)
2. Gießwasser für Orchideen (Gruppenabend Nov 2012)
3. Substrate für Orchideen (Gruppenabend April 2012)
4.Gießen und Düngen von Orchideen (Neu-Ulmer Orchideentage 2010)
5. Schädlings-und Pilzbefall ( Neu-Ulmer Orchideentage 2010)
6. Aussaat von Orchideensamen bis zur Jungpflanze (Neu-Ulmer Orchideentage 2010)

 

1. Düngen von Orchideen

a) Welche Mineralien benötigt die Orchidee

 

b) in welcher Konzentration ?

c) in welchem Verhältnis der Minaralien zueinander

d) die Wahl eines geeigneten Düngers

e) das eigentliche Düngen

d) Die Wahl des Düngers wird massgeblich mit von dem verwendeten Gießwassers und dem Substrat beeinflusst.

Beim Gießwasser (s.Teil 2,) unterscheidet man grob in hartes Wasser und Wasser frei von jeglichen Salzen wie Regenwasser, Osmosewasser und entsalztem Wasser. Während hartes Wasser übermehr oder weniger Karbonathärte verfügt, hat Regenwasser so gut wie  keine Karbonathärte aufzuweisen,

Der Dünger sollte also so abgestimmt werden, dass er im Falle von Regenwasser alle von der Pflanze benötigten Mineralien enthält, während im Falle von hartem Leitngswasser Calcium, Magnesium und Sulfat fehlen können bzw. müssen.

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!IN  ARBEIT!!!!!!!!!!!!!

2.Gießwasser für Orchideen

(Vortrag auf dem Gruppenabend im November 2012 „Kultur“ von Moni und Wolfgang K.)

Ein wichtiger Punkt bei der Orchideenpflege ist die Wasserqualität. Orchideen leben an den Naturstandorten vom Regenwasser. Darin sind sehr geringe Mengen an Salze gelöst. Da aber nicht jedem Regenwasser zur Verfügung steht, gibt es auch Alternativen.

Welche Arten von Wasser gibt es?

1.      Leitungswasser

2.      Regenwasser

3.      Mineralwasser

4.      aufbereitetes Wasser

5.      Aquarienwasser

 

1.Leitungswasser

Wertetabelle eines Trinkwasser (Stadt Vöhringen) s. www.voehringen.de

Vorteile: jederzeit verfügbar und ohne Aufwand einsetzbar

Nachteile:

1.      oft zu hohe Gesamthärte: vor allem zu hartes Leitungswasser ist auf Dauer als Gießwasser ungeeignet. Infolge der Verdunstung scheidet sich mit der zeit auf den Wurzeln und dem Substrat der beim Kochen in den Töpfen entstehende bekannte „Kesselstein“ (Calcium- und Magnesiumcarbonat) in Form eines weiß-gräulich harten Belages ab. Aufgrund der damit verbundenen Verkrustung der Oberfläche ist die Wurzel nicht mehr in der Lage, Wasser aufzunehmen – die Pflanze stirbt ab!

2.      enthält Chlor /siehe Wertetabelle eines typischen Leitungswassers)

Aufbereitung von Leitungswasser

1.      Durch Kochen von Leitungswasser läßt sich die sogenannte temporäre Häre aus dem Wasser reduzieren bzw. entfernen. Diese fällt dann als Kesselstein aus. Somit ist es als Gießwasser bedingt geeignet.

2.      Möglich ist auch, das Leitungswasser mit destilliertem Wasser zu mischen, um die Gesamthärte so herabzusetzen und die Leitfähigkeit somit zu reduzieren.

3.      Bei einem zu hohen pH-Wert besteht die Möglichkeit, diesen mit

-        Salzsäure

-        Torf

-        CO²

-        Produkten aus der Aquaristik

zu senken!

 

 

2.Regenwasser

Orchideen leben an den Naturstandorten vom Regenwasser. Im Regenwasser sind nur sehr geringe Mengen an Salzen gelöst. Wenn möglich sollten wir unsere Pflanzen mit Regenwasser gießen,

Vorteile:

kostenlos

fast Immer verfügbar

niedriger Leitwert

Nachteile:

eventuell verschmutzt

arbeitsintensiv

sollte kühl und dunkel aufbewahrt oder desinfiziert werden, sonst ist es nur kurz haltbar

 

Bei Verwendung von Regenwasser sollte folgendes beachtet werden:

-        Da sich auf dem Dach Schadstoffe aus der Umwelt ablagern, sollte man zuerst das Dach gründlich abregnen lassen und dann erst das saubere Wasser auffangen

-        kein Wasser von Kupferdachrinnen verwenden

-        kein Wasser von Aluminiumdachrinnen (z.B. vom Gewächshaus)

-        Behälter immer gründlich reinigen

-        Wasser kühl und dunkel lagern (ideal ist eine Wasserzisterne mit Filteranlage)

-        Wasser belüften oder mit Aquarienpumpe mit UV-Lampe umwälzen

 

3.      Mineralwasser

Stilles Wasser kann verwendet werden, aber nur wenn es wenig Calcium und Natrium enthält!

 

4.      Aufbereitetes Wasser

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Wasser aufzubereiten:

- Umkehrosmoseanlage:

wie der Name schon sagt, hier ist der Aufbau einer kleinen Anlage erforderlich, die in verschiedenen Größen und Preisklassen erhältlich ist Das Wasser wird durch eine semipermeable Membran gedrückt (Leitungsdruck) und so von den Salzen befreit. ( Anmerkung der Redaktion: der Osmosevorgang verläuft in der Regel druckfrei, in dem das Wasser durch die semipermeable (nur durchlässig für Wasser, nicht für Salze genauer Ionen) Membran zu der höheren Salzkonzentration zum Ausgleich wandert, d. h. so kann keine Entsalzung erreicht werden, in der Umkehrosmose wird durch den Druck das Wasser durch die Membran gepresst und so von den Salzen befreit ,der Vorgang der Osmose also umgekehrt!) Da die Membran sich so mit den Salzen mit der Zeit zusetzt, muss sie von zeit zu Zeit gereinigt bzw ersetzt und/oder regeneriert werden. Für den Betrieb ist eine Wasserzufuhr und ein Abfluss erforderlich. Je nach Härte des Wassers kann unter Umständen nur bis zu einem Drittel des eingesetzten Wassers als entsalztes Wasser erhalten werden. Die Investition und die Kosten bei Betrieb der Anlage lohnen sich für Orchideenfreunde mit einer großen Sammlung. Das Wasser aus dieser Anlage kann nahezu salzfrei erhalten werden und muss deshalb unbedingt mit Leitungswasser (oder besser geringe Mengen eines Volldüngers Anmerkung der Redaktion) gemischt werden, bevor es bei Orchideen zur Anwendung kommen kann!

ACHTUNG: Reines Osmosewasser, enthärtetes also vollentsalztes und destilliertes Wasser entzieht den Pflanzen die Nährsalze => die Pflanzen „verhungern“.  

 

Vorteile:

-        Restleitfähigkeit des behandelten Wassers ca.10µS/cm, daher duch Mischen jede beliebige Salzkonzentration einstellbar

-        Geringe laufende Kosten

-        Große Mengen Wasser verfügbar

Nachteile

-        Einmalige Abschaffungskosten

-        Fester Platz für die Anlage notwendig

-        Es entsteht realtiv viel Abwasser /ca ¾ der Gesamtmenge)

 

-        Ionentauscher:

 

-        auch als Kationen- und Anionenaustauscher bekannt, vor allem in der Aquaristik. Es gibt zwei verschiedene Varianten:

 

-        Mit Einwegharz

 

-        Mit Mehrwegharz

 

Für eine Vollentsalzung sind zwei Säulen notwendig. In der ersten Säule werden die Kationen ausgetauscht, also Calciumionen gegen Wasserstoffionen (man spricht daher auch von der Reduzierung der Gesamthärte), in der zweiten Säule werden die Anionen also Carbonationen gegen Hydroxidionen ausgetauscht (daher auch Karbonathärtereduzierung). Übrig bleibt so nur das reine, nun salzfreie Wasser.

VORSICHT: es gibt auch Austauscheranlagen, die die Kationen also Calcium gegen Natriumionen und die Anionen also Carbonat gegen Chloridionen tauschen. (Wasserfilter im Hausgebrauch z.B.). Diese sind natürlich völlig ungeeignet! (Anmerkung der Redaktion!)

 

Vorteile:

 

-        Die Leitfähigkeit des behandelten wassers liegt zwischen 10 und 30 µS/cm durch Mischen mit LW ist so jede beliebige Salzkonzentration möglich

-        Sehr geringe laufende Kosten

-        Große Mengen Wasser sind sehr schnell verfügbar

 

Nachteile:

 

-        Einmalige Anschaffungskosten

-        Die Regenerierung des Harzes muss mit ätzenden Säuren und Laugen erfolgen

-        Kosten für den Austausch bei Verwendung von Einwegharz

-         

5.      Aquarienwasser

Als geeignet erscheint Aquarienwasser zum Gießen und Besprühen von Orchideen. Dieses Wasser ist auch deshalb für die Pflege von Orchideen geeignet, weil es beim Gießen die richtige Temperatur von 22-28°C hat. Durch die Ausscheidung der Fische und vergorene Futterreste enthält es ideale Nährstoffe.

Kein Wasser aus Salzwasserbecken verwenden!!!

Ungeeignet ist auch das Wasser von Barschbecken mit Kalksteindekoration!

 

ZUSAMMENFASSUNG

 

-        Um gesunde und kräftige Pflanzen zu bekommen, ist es besonders wichtig, auf eine gute Wasserqualität zu achten!

-        Vor allem ist es auch wichtig, dass wir wissen und es auch immer wieder überprüfen, welche Qualität unser Gießwasser hat!

-        Entscheidend sind dabei der pH-Wert und die Leitfähigkeit.

 

                    Zur Messung dieser Werte stehen uns verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung:

                   -pH-Wert-Messgerät

                   -Leitwertmessgerät

 

Mit welchen Hilfsmitteln können wir die Werte überprüfen

-        Leitwertmeßgerät

-        pH-Wert-Meßgerät

-        Temperaturmeßgerät

-        Kombigeräte

Von der Fa. Hanna gibt es z.B. verschiedene Ausführungen wie „Dist3“ (Kombigerät)

Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Geräte temperaturkompensiert sind, d.h. die Umrechnung von der Wassertemperatur zur Leitfähigkeit wird auch berücksichtigt.

Des weiteren gibt es auch Geräte mit Sonden (mit diesen kann man die Leitfähigkeit im Substart messen!). Bei mehr als 200µS/cm sollte man unbedingt umtopfen!

Außerdem muss beachtet werden, dass diese Geräte unbedingt 1xjährlich  mindestens kalibriert werden sollten. Dafür gibt es spezielle Kalibrierlösungen.

Da ja der eine oder andere nur einige Orchideen pflegt, oder die Ausgaben scheut, besteht auch die Möglichkeit, sich im Aquariengeschäft Teststreifen zu besorgen, mit denen man recht gut den pH-Wert und den Härtegrad ablesen kann.

Wolfgang hat mit jedem der Wasser mitgebracht hat, schon Tests durchgeführt und somit kann jetzt jeder nachschauen, wie gut oder schlecht die Qualität seines Wassers ist!

 

Aber: welche Werte sind nun richtig ?

 

                                                                                                  Maximale Leitfähigkeit des Gießwassers µS/cm

-        Phalaenopsis,Cattleya,Cymbidium               250µS/cm im Winter- 600 im Sommer

-        Naturformen                                                     250 (im Winter) – 400 im Sommer

-        Empfindliche Orchideen (Minis,

                      Dracula,Masdevallia, Phragmipedium           50-200

 

Diese Werte sind nur Empfehlungen

 

-        pH-Wert sollte bei 5,5 – 6,2 liegen (wenn beim Regenwasser zu niedrig mit Leitungswasser auffüllen)

-        Die Gesamthärte sollte nicht höher als 8°dH sein!

 

 

2.Substrate (Thema des Gruppenabend vom 6.April 2012)

Was ist ein "gutes" Substrat für Orchideen? Welche Anforderungen sollte es erfüllen? Funktionsweise?

  

(Beide Abbildungen aus Weiler/Nover/Allg. und Molek. Botanik mit freundl. Genehmigung!)

Das Bild (links) zeigt, dass Substrate ein komplexes Mehrphasensystem sind. Vergleichbar einem Schwamm bestehen sie aus einer festen Bodenphase mit Partikel unterschiedlichster Größe bspw. als Pinienrinde für Orchideen, der Bodenluft und der Bodenlösung. Das Bild rechts erklärt, daß die festen Bodenteilchen positive und negative Teilladungen infolge elektrostatischer Aufladung tragen. So werden die Nährsalze als positive und negative Ionen gebunden (Kaliumnitrat geht im Wasser als positives Kaliumion und als negatives Nitration in Lösung, die von der Pinienrinde als Substrat an der Oberfläche gebunden werden). Nur 10% der gebundenen Ionen gehen davon in die Bodenlösung. Die Bodenlösung stellt somit eine sehr verdünnte (<0,01%ige) wäßrige Lösung der Mineralstoffe dar. Ein gutes Substrat bindet also die Ionen einerseits und sorgt somit dafür, dass keine zu hohen Konzentrationen an Mineralsalze in der Bodenlösung und damit im Wurzelbereich der Orchideen vorliegt. Es wirkt also wie ein Puffer. Andererseits muss es aber die Mineralsalze auch wieder leicht abgeben, wenn diese von der Pflanze benötigt werden! Ferner sollte das Substrat über einen längeren Zeitraum gegen Zersetzung durch Bakterien beständig sein.

Das Substrat sollte idealerweise bestehen aus:

25 % seiner Poren gefüllt mit Luft

60 % seiner Poren gefüllt mit Wasser

15 % Feststoff

Bei einem 15 cm Topf z.B. mit einem Volumen von 1,6l setzt sich  das Substrat idealerweise somit aus 0,4l Bodenluft,0,96l Bodenwasser und 0,24l Feststoff bspw in Form von Pinienrinde zusammen. Feines Substrat enthält viele Mikroporen und hat eine höheren Anteil an Wasser auf Kosten der Luft. Gröberes Substrat hingegen hat viele Makroporen und der Anteil an Luft ist dementsprechend größer auf Kosten des Wassers. Ebenso hat auch die Topfhöhe einen Einfluß auf das Wasser:Luft Verhältnis. Je niedriger der Topf um so höher ist der Anteil an Poren, die mit Wasser gefüllt sind, um so geringer also der Luftanteil.Ein 15 cm hoher Topf enthält 19%Luft, 64 % Wasser, ein 10 cm Topf 13 % Luft und 70 % Wasser,ein 8 cm Topf 7 % Luft und 76 % Wasser und ein 2,5 cm Topf nur noch 2,5 % Luft und82 % Wasser. Somit werden kleine Töpfe leichter überwässert als große, wobei die absolute Menge an Wasser natürlich geringer ist als in einem großen Topf!

Ein wichtiges Kriterium für ein gutes Substrat ist auch seine Fähigkeit, Wasser beim Gießen zu absorbieren. Je nach Dauer des Gießvorgangs wird von dem Substrat Wasser absorbiert, je länger um so mehr (durchschnittlicher Gießvorgang 3 -5 Sekunden). Dabei wird keine komplette Sättigung mit Wasser erreicht, es verbleibt also immer mehr oder weniger Luft im Substrat. Kritisch ist, dass organische Substrate wie Torf oder Rinde wasserabstossend werden, wenn man sie zu sehr austrocknen läßt! Daher empfiehlt sich der Zusatz von Wässerungsmittel wie Sphagnum oder "Citrowet"!

Im Folgenden wurden einige Substrate auf diese Anforderungen hin untersucht:

Tonmineralien wie Blähton sind gut geeignet, binden aber die Ionen zu stark an der Oberfläche infolge hoher Adsorptionskräfte (weißer Oberflächenbelag), daher schlechte und verzögerte Abgabe an die Bodenlösung bei wenig aktiven Wurzeln wie bei Orchideen (Gefahr des Verhungerns der Pflanzen)

Pinienrinde eignet sich gut als Substrat: zum einen bindet es die Ionen an der Oberfläche, zum anderen gibt es diese leicht wieder ab. Sie reagiert pH neutral bis schwach sauer (Für Orchideen ist ein schwach saures Milieu für die Verfügbarkeit der Nährsalze wichtig!). Ferner setzt sie keine schädlichen Substanzen frei wie Alkaloide z.B., die die Wurzeln schädigen könnten. Sie unterliegt jedoch einem relativ leichtem mikrobiellem Abbau insbesondere bei feucht warmer Kultur und sollte alle zwei Jahre spätestens gewechselt werden Frische Pinienrinde erkennt man zudem am "roten" Kern, wenn man sie aufbricht! Einem mikrobiellem Abbau, Bakterien und Pilzbefall, der sich negativ für die Orchideen auwirken könnte, wird durch Dämpfen der Pinienrinde (130°C feucht) vorgebeugt. Ein gutes Substrat aus Pinienrinde (und nicht nur aus dieser) ist gedämpft!!

Empfohlen wird, da Pinienrinde so gut wie keine Nährstoffe enthält, diese aufzudüngen. Ansonsten wird anfänglich bei Verabreichung von Düngerlösungen fast alles von der Pinienrinde "geschluckt" und eine Düngung bewirkt zu Beginn kaum etwas.Beim Aufdüngen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass alle Nährsalze vor allem auch Calcium (ist in Düngern fast nie enthalten) verabreicht wird. Calcium durch Aufkalken im Nachhinein zuzusetzen ist auch möglich, aber aufgrund vieler negativer Nebenreaktionen nicht sinnvoll (schlechte Löslichkeit, basisches Substrat etc.) Für eine Grunddüngung sollte 1l mit 1000 µS/cm eines Volldüngers (entspricht etwa 1g) bspw Profidünger GOLD  auf 1 l Substrat gegeben werden. Nach einer Einwirkungszeit von ca 1h sind die Nährsalze von der Pinienrinde adsorbiert - man kann dann auch noch zusätzlich dämpfen. Substrate, wie das von Slingerland sind bereits geringfügig aufgedüngt /300µS/cm - zusätzliche Aufdüngung ist jedoch empfehlenswert!

Die Stabilität der Pinienrinde ist relativ gering: harte ist dabei besser als weiche. Bei der Zersetzung wird der Stickstoff von der Rinde absorbiert - die Orchideen verhungern also infolge Stickstoffmangel - und die Umgebung wird stark sauer (pH-Wert<2!) Das ist auch der Grund, warum Pinienrinde keine Holzanteile enthalten sollte, da diese sich rasch zersetzen und Sticksoff dabei verbrauchen!

Holzkohle als reines Substrat zu verwenden, wird in einigen Kulturen wie in SO-Asien häufig praktiziert! Holzkohle adsorbiert die Ionen gut, gibt sie aber schlecht wieder ab (Kanäle,Poren). Sie verfügt über ein hohes Absorptionsvermögen von Sauerstoff und diversen Gasen wie Kohlendioxid und Ammoniak. Fäulnisgase können so rasch absorbiert werden und keinen Schaden an verletzten Wurzeln anrichten. Eine Wundheilung mit Holzkohlepulver erfolgt somit leicht und schnell, auch faulende Wurzeln können so geheilt werden. Daher empfiehlt sich der Einsatz von Holzkohle durch Betupfen der verletzten Stellen an den Wurzeln und Stengeln bspw beim Teilen der Pflanzen. Dennoch wirkt Holzkohle nicht bakterizid. Als Pflanzenkohle oder auch als Terra preta bekannt wurde sie bereits in vielen alten Kulturen erfolgreich bei der Anzucht von Pflanzen verwendet. Auf die Gefahr einer Verfestigung der Holzkohle im Topf sollte bei zu feiner Holzkohle (Pulver) unbedingt geachtet werden, da sie sich deart verfestigen kann, dass die Wurzeln ersticken können.

Auch wird immer mehr reines Sphagnum als Substrat verwendet. Lebendes Sphagnum hat einen pH-Wert von 5 - 5,5, totes von etwa 6,0 liegt also in einem idealen Bereich und hält diesen pH-Wert auch über längere Zeit (bis zu einem Jahr). Es darf jedoch niemals vollständig austrocknen, da dies zum Ersticken der Wurzeln führen kann und auch das Giesswasser sehr schlecht wieder absorbiert wird. Auch ist eine "Vermoosungs(algen)Gefahr" an der Oberfläche des Sphagnums hervorgerufen durch die saure Reaktion des Sphagnums insbesondere bei lebendem  gegeben, die wiederum zu einem Erstickungstod der Wurzeln führen kann. Dieser Gefahr kann durch wiederholtes Gießen etwa bei jedem dritten Mal mit Kalksalpeter (0,2 g/l) vorgebeugt werden. Es empfiehlt sich auch deswegen in erster Linie totes Sphagnum zu verwenden und die Orchideen im Topf in dieses regelrecht"hineinzustopfen"! Nährsalze werden geringfügiger adsorbiert, wodurch eine Gefahr durch Überdüngung nicht gegeben ist. Vielmehr muss regelmässig gedüngt werden, um so einem Nährstoffmangel entgegenzuwirken. Orchideen bewurzeln sehr gut in Sphagnum, so können  auch unbewurzelte Pflanzen wieder gesunde Wurzeln hervorbringen. Fazit: eine Kultur in Sphagnum erfordert einige Erfahrung und ist für den Anfänger nicht unbedingt zu empfehlen! Ein Zusatz von Spagnum zur Pinienrinde ist aus den verschiedenen genannten positiven Aspekten sehr sinnvoll!

Orchideen können auch in Nüsse als Substrat rein oder auch als Zusatz bspw zur Pinienrinde kultiviert werden. Nüsse haben grob als auch zermahlen eine gute fungizide und bakterizide Wirkung. Man muss jedoch unbedingt darauf achten, welche Nussart zur Anwendung kommt. So sind Walnüsse z.B.völlig ungeeignet, da sie Juglonsäure freisetzen, die die Pflanzen im Wachstum stark behindern. (Unter einem Walnussbaum wächst aus diesem Grund bekanntlich kaum etwas). Kokosnussschalen werden häufig als Zusatz verwendet. Generell sind Nüsse nur als Zusatz geeignet, da die Wasserhaltigkeit sehr gering ist.

Kakaobohne in zermahlener Form ist als Zusatz zum Substrat wie Pinienrinde aufgrund seiner bakteriziden und fungiziden Wirkung (Antioxidantien Wirkstoff Epicatechin)empfehlenswert. Auch hält es ungebetene Gäste wie Schnecken und Asseln von den Pflanzen fern. S. enthält eine geringe Menge an gemahlenen Kakaobohnen

Mühlenbeckia ist sehr gut zum Aufbinden von Orchideen und als Bodendecker in Drahtkörben geeignet. Sie enthält keine für die Orchideen toxischen Substanzen (enthält Emodin und Chrysophansäure). Sie quillt mit Wasser nicht auf und adsorbiert keine Nährsalze, d.h. es lagern sich mit der Zeit keine Nährsalze ab, die zu hohen Konzentrationen führen könnten. Zudem ist sie pH neutral und eine Veralgungs- und/oder Vermossungsgefahr besteht nicht!

Weitere Substrate wurden im folgenden vorgestellt und diskutiert. Generell aber gilt:

"Man kann Orchideen auch in alten Socken kultivieren, man muss nur wissen, wie man diese richtig gießt und düngt!"

 

 

 

Die Themen des Informationsstandes anlässlich der Neu-Ulmer Orchideentage 2010 sind nachfolgend aufgeführt:

Gießen und Düngen von Orchideen

Die Wahl des richtigen Gießwassers ist einer der Grund- Voraussetzungen für gesundes Wachstum und Blühen der Orchideen!

Leitungswasser -  vor allem zu hartes - ist auf Dauer als Gießwasser ungeeignet! Infolge der Verdunstung scheidet sich mit der Zeit auf den Wurzeln und dem Substrat der beim Kochen in den Töpfen entstehende bekannte „Kesselstein“(Calcium- und Magnesiumcarbonat) in Form eines weiß-gräulichen harten Belages ab. Aufgrund der damit verbundenen „Verkrustung“ der Oberfläche ist die Wurzel nicht mehr in der Lage, z.B. Wasser aufzunehmen – die Pflanze  stirbt ab!

Empfehlung: Verwendung von Regenwasser oder/und enthärtetes Leitungswasser ist auf Dauer die einzig richtige Wahl als Gießwasser.

Mineralwasser ist ungeeignet insbesondere bei hohem Natriumgehalt!

 Gießwasser sollte schwach sauer sein (pH-Wert kleiner als 7)!

 Alkalisches Gießwasser (pH-Wert größer als 7) führt zum Abfaulen der Wurzeln! Damit ungekalktes Substrat auf Dauer nicht zu stark sauer (pH-Wert kleiner als 4) wird, sollte mit einer Lösung von Calciumnitrat (0,2g/l) hin und wieder abgepuffert werden. Zu niedrige pH-Werte verursachen ebenfalls ein Absterben der Wurzeln!

 

       Das Substrat sollte immer leicht feucht aber nie nass sein!

 

Zu hohe Nässe - insbesondere Staunässe - verursacht unter anderem die Bildung von Pilzen, die zur Wurzelfäule führen. Den Wurzeln fehlt infolge der Nässe der lebensnotwendige Sauerstoff, sie werden geschwächt. Pilze können eindringen und im Extremfall stirbt die Pflanze ab!

Tipp: Testen sie das Substrat im Topf vor jedem Gießen mit einem kleinen Holzstab auf noch vorhandene Nässe bzw. Feuchtigkeit!

Wird über längere Zeit nicht gegossen insbesondere unter warmen und trockenen Bedingungen verliert die Pflanze infolge der Verdunstung über die Blätter („Transpiration“) mehr und mehr Wasser. Dies erkennt man an verwelkten („laschen“) Blättern. Solange der Wassergehalt nicht unter 30 % sinkt, ist dieser Prozess umkehrbar (reversibel). Darunter aber stirbt die Pflanze rasch und unwiederbringlich ab!

 

ORCHIDEEN BENÖTIGEN NUR EINE SEHR GERINGE KONZENTRATION AN DÜNGER!

 

Dünger gleichgültig ob auf Basis reiner mineralischer Salze oder in „biologischer“ Form führen bei fortwährender Verwendung einer zu hohen Dosierung bei Orchideen zur Austrocknung der Pflanze. Dies erkennt man an verwelkten („laschen“) Blättern.

 

 

Infolge des höheren osmotischen Druckes der Düngerlösung wird den Wurzeln das Wasser entzogen. Dadurch wird das Wassertransportsystem in der Pflanze empfindlich gestört und kann in Folge zusammenbrechen! Bei einem Wasserverlust von über 70 % ist dieser Vorgang nicht mehr umkehrbar – die Pflanze stirbt ab!

 

 

Da Orchideen sehr wenig gelöste Mineralsalze enthalten, muss die Konzentration an Dünger dementsprechend niedrig gewählt werden und sollte etwa 1g/l auch in der Wachstumsphase nicht überschreiten (abhängig von der Orchideenart!).

 

 

Wie dünge ich meine Orchideen am Besten?

 

(Vorab: Es gibt hierfür nicht die einzig richtige Methode, aber die folgenden praktischen Tipps könnten hilfreich sein!

 

Versetzen sie das Gießwasser immer mit einer kleinen Menge an Dünger (etwa 100-200 mg/l) (etwa 200µS).

Diese Art der „Bewässerungsdüngung“ vermeidet einmalige hohe,kritische, da leicht zur Überdüngung führende Düngergaben!

Spülen sie das Substrat von Zeit zu Zeit mit Regenwasser durch

So können sie die gefürchtete Überdüngung in den Griff bekommen! 

Unterstützen sie die Pflanze in ihrem Wachstumsprozess           

(mehr Stickstoff N für die Wachstums-, mehr Kalium K und Phosphat P für die Blüte- und Ruhezeit).  

Prüfen sie den im Handel angebotenen Dünger kritisch auf seine Tauglichkeit für Orchideen auf

genaue Konzentrationsangaben  in der Anwendung des Düngers.

Angaben wie bspw. „alle 14 Tage dem Gießwasser 5 ml zusetzen“        

sind wenig aussagekräftig und führen zum gefürchteten „Blindflug“.

Ausgewogenheit in der Zusammensetzung (N: P: K etwa 1:1:1) bei Verwendung eines „Universaldüngers“.

Gehalt an Harnstoff: Orchideen-Dünger, die Harnstoff (Carbamidstickstoff) enthalten sind für Orchideen ungeeignet (insbesondere in fester Form). Durch den langsamen Zerfall in Ammoniumionen wird die Konzentration an „Stickstoff“ N  unkontrollierbar und das Substrat stark alkalisch (pH-Wert 8,5). Zudem führt Harnstoff zu einer Erweichung des Gewebes. Der Wurzeltod ist somit vorprogrammiert!

 

Schädlings- und Pilzbefall von Orchideen

SCHÄDLINGSBEFALL

Es gibt eine Vielzahl von Schädlingen, die die Orchideen befallen können: Blasenfüße (Thripse), Rote Spinne, Trauermücke, Schild- und Wollläuse, Wurzelmilben und Blattläuse in der Reihenfolge ihrer Bedeutung. Auch  alle  möglichen Arten von tierischen Schädlingen wie Schnecken, Käfer, Kellerasseln usw. treten bei Orchideen auf!

Wichtig ist, dass man die jeweilige Schädlingsart rechtzeitig erkennt, um sofort entsprechende Maßnahmen einleiten zu können.

Im Falle von Schild-, Schmier- oder Wollläusen sind die älteren Stadien der Tiere durch ein Schutzschild oder durch Wachsausscheidungen von außen gut geschützt, sodass Pflanzenschutzmittel kaum eine Angriffsmöglichkeit finden. Außerdem verbergen sie sich so gut in den Pflanzen, dass sie beim Sprühen schlecht erfasst werden können. Daher ist auch ein vollständiges Entfernen durch Abwischen der Schädlinge mit Alkohol oder Seifenlauge nicht oder kaum möglich. Die Bekämpfung frei beweglicher Junglarven und ausschlüpfender Tiere ist die einzige Möglichkeit, die nachwachsende Population auf Dauer zu vernichten. Dabei muss die Behandlung 2-3mal im Abstand von ca. 2 Wochen je nach Mittel wiederholt werden, da die Eier selber nicht abgetötet werden können. Auch sollte das Spritzmittel gewechselt werden, um Resistenzen zu vermeiden. Letztendlich ist die einzig effektive Methode zur Bekämpfung von Schmier- und Wollläusen der Einsatz eines über die Wurzel systemisch wirkenden Pflanzenschutzmittels. Das Mittel wird über die Wurzeln oder auch Blätter der Pflanze aufgenommen und kann über einen gewissen Zeitraum bis zu 2 Wochen in der Pflanze wirksam bleiben. Dazu werden die Töpfe mit den befallenen Pflanzen kräftig gegossen. Ein Tauchen in einer Brühe des Mittels vor allem über längere Zeit sollte nicht erfolgen, um Wurzelschäden zu vermeiden. Für die diesbezüglich relativ empfindlichen Orchideen haben sich in Langzeitversuchen nur wenige speziell systemisch wirkende und auch für den Hausgebrauch geeignete relativ ungefährliche Pflanzenschutzmittel wie z.B. Combi XX von Bayer bewährt. Empfehlenswert ist jedoch immer, das jeweilige zur Anwendung kommende Pflanzenschutzmittel vorher vorsichtig auf Verträglichkeit zu prüfen!

Für Thripse und Spinnmilben gilt ähnliches! Sie bevorzugen warme und trockene Luft, sodass bei Anhebung der Luftfeuchtigkeit auf 70% (in der Zimmerkultur schwierig!) diese zurückgedrängt werden und so ein neuerliches Auftreten vermieden werden kann!

Der Einsatz von Mitteln auf biologischer Basis ist nur im Anfangsstadium des Schädlingsbefalls sinnvoll und kann bei konsequenter Anwendung zum Erfolg führen!

PILZBEFALL

Wie im Falle der Schädlinge so gibt es auch eine Vielzahl von Pilzen, welche die Orchideen befallen können. Pilze, die sich auf Kosten der Wirtspflanze ernähren, nennt man Parasiten. Parasiten können auch in Symbiose mit der Orchidee leben. Sie bilden so eine Stoffwechselgemeinschaft, aus der beide Partner ihren Nutzen ziehen. Ohne diese so genannte Mykorrhiza müssten  Orchideenkeimlinge verkümmern. Der Mykorrhizapilz kann jedoch auch das Leben der Pflanze bedrohen.

Die parasitäre Schwarzfäule - verursacht durch den Pythium- oder Phytophtera-Pilz - tritt bevorzugt an Jungpflanzen und älteren Orchideen auf. Er befällt alle Teile der Pflanze, wobei dies sowohl von der Wurzel als auch von der Bulbe an fortschreitend beginnen kann. Er wird in seinem Entstehen und Wachstum durch ein gleichmäßig feuchtes, nasses Substrat sowohl bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit als auch bei kühlem feuchtem Wetter gefördert. Spritzwasser kann dabei die Sporen leicht von Topf zu Topf übertragen. Man sollte also im Falle eines Befalls die Orchideen unbedingt trockener halten. Zersetztes Substrat, das die Feuchtigkeit zu lange hält, sollte umgehend ersetzt werden, damit eine rasche Austrocknung nach dem Gießen erfolgen kann! Ebenso sollten die Pflanzen hell gestellt werden, da sie so mehr Wasser verbrauchen und somit schneller abtrocknen. Lichtmangel erhöht zudem die Anfälligkeit gegen diese Pilze. Neben diesen Kulturmaßnahmen ist auch eine chemische Bekämpfung mit einem systemisch wirkenden Fungizid wie z.B. Previcur eine gute Möglichkeit! In einer Konzentration von ca. 1ml auf 1l Gießwasser wird es von Orchideen sehr gut vertragen. Auch eine vorbeugende Behandlung ist so empfehlenswert.

Bei Phalaenopsis ist eine spezielle Wurzelfäule bekannt, die durch den Fusarium-Pilz verursacht wird. Er wird zu Beginn an kleinen gelbbraunen Läsionen (Risse), die zu dunkelbraunen Faulstellen und dann zu tiefen Einschnürungen führen, an der Wurzel erkannt. Die Wurzel stirbt von dieser Stelle aus ab. Der Pilz breitet sich langsam von den kranken Wurzeln über die einzelnen Blätter bis zur Sprossspitze aus. So wird die Pflanze schließlich völlig zerstört. Ein sehr langsamer Verlauf ist typisch, sodass man den Befall häufig erst sehr spät bemerkt. Die Bekämpfung des Pilzes gelingt nur im frühen Stadium durch ein systemisch wirkendes Fungizid wie Z.B.Previcur (s.o.).

Blattfleckenkrankheiten werden ebenfalls von Pilzen verursacht, Botrytis- Pilze können auch die Blüten von bspw. Cattleya befallen. Die Ursache liegt in der Regel immer an einer anhaltend zu hohen Feuchtigkeit.  

                           

Das Bild zeigt einen starken Befall von Wollläusen einer Cattleya, deren Bekämpfung nur noch mit einem systemisch wirkenden Pflanzenschutzmittel gelingen kann.

Aussaat von Orchideensamen bis zur Jungpflanze

Die Vermehrung von Orchideen kann entweder vegetativ oder generativ erfolgen.

Orchideen lassen sich vegetativ durch Teilung der Pflanzen, Heranziehen aus Rückbulben und durch Gewebekultur (fälschlich als Meristemkultur bezeichnet) vermehren. Bei der Gewebekultur werden Jungpflanzen mit gleichem Erbgut sog. “Mericlone“  in großer Vielzahl erhalten. Diese Methode ist jedoch sehr zeit- und kostenintensiv!

Die generative Vermehrung erfolgt durch Aussaat von Orchideensamen auf künstliche Nährböden.

In der Kultur wird Orchideensamen durch Handbestäubung erhalten. Dabei wird der Pollen von einer Blüte auf die Narbe einer anderen Blüte bspw. mittels eines  Zahnstochers übertragen. Ist dies erfolgreich, schwillt der Fruchtknoten an. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten reift eine Samenkapsel heran (im Falle einer Cattleya etwa 6 – 15 Monate je nach Art). Diese kann je nach Größe und Entwicklung im Falle von Cattleya labiata z.B. 2-3 Millionen Samen enthalten, da der Samen selber außerordentlich klein ist (1000 Samen wiegen etwa 2 mg). Da der Samen ohne jegliches Nährgewebe ausgestattet ist, ist er zur ersten Ernährung nach der Keimung auf spezielle Wurzelpilze („Mykorrhizapilze“) angewiesen. Ansonsten würde er rasch verkümmern.

 

Auch bei der Aussaat des Samens im Labor muss dies berücksichtigt werden. Orchideensamen  können dabei entweder symbiotisch oder asymbiotisch vermehrt werden. Bei der symbiotischen Vermehrung wird der Samen in Kontakt gebracht mit dem Mykorrhizapilz. Dies kann z.B. so geschehen, dass er direkt  auf das Substrat der Mutterpflanze aufgetragen wird. Die Verhältnisse sind so vergleichbar mit denen am Naturstandort. Die Ausbeute an Sämlingen ist jedoch außerordentlich gering. Der Mykhorrizapilz kann auch isoliert und vermehrt werden, um so eine höhere Ausbeute an Sämlingen zu erzielen.

 

Das bei weitem wichtigere Vermehrungsverfahren ist jedoch die asymbiotische Aussaat, die mit den Untersuchungen von Knudson 1922 möglich geworden sind. Dabei wird der Mykorrhizapilz durch Zucker im Nährboden künstlich ersetzt – eine Symbiose mit dem Pilz ist so nicht mehr nötig!

Die Vermehrung kann entweder mit unreifem (green pod) oder traditionell mit reifem Samen aus aufplatzenden Früchten durchgeführt werden. Vor allem bei der traditionellen Methode ist es notwendig, das Saatgut gründlich zu sterilisieren. Dies geschieht zweckmäßig in einer Glasfritte, in die das Saatgut eingefüllt und frische Desinfektionslösung in der Regel 0,3 % ige Natriumhypo-chloritlösung aufgegossen wird. Nach einer notwendigen Einwirkungszeit kann dann der Samen steril mit einem Spatel entnommen werden. Dieser wird dann am Besten in einer Reinen Werkbank (clean bench) auf der Oberfläche eines Nährmediums möglichst gleichmäßig verteilt.

Das Nährmedium wird zuvor unter sterilen Bedingungen hergestellt und in spezielle keimfreie Gefäße bspw. Becher mit einer Ent-/Belüftungsmöglichkeit im Deckel abgefüllt. Als Rezepturen für Nährböden haben sich bis heute die von Burgeff und Knudson z.B. aus Bananen, Kartoffeln, Zucker,  Dünger, Kohle und Agar Agar bestehend bewährt. Der pH-Wert des Mediums sollte genau bei 5,6 liegen, damit sich der Samen zum Keimling optimal entwickeln kann!

 

Für die Keimung sind Temperaturen um 22-25°C bei einer relativ geringen Beleuchtungsstärke (1000 – 5000 Lux) günstig. Sie setzt innerhalb von ein – vier Wochen ein. So entsteht zunächst eine je nach Aussaatdichte  mehr oder weniger zusammenhängende grünliche Masse (Protokorme). Diese Protokorme werden nun aus den Gefäßen unter sterilen Bedingungen entnommen und auf einen neuen Nährboden aufgebracht (umgelegt). Die dicht heranwachsenden Sämlinge werden dann je nach Wachstum nochmals vereinzelt in frische Becher umgelegt. So wird gewährleistet, dass die Jungpflanzen sich kräftig entwickeln können und nicht infolge Platz- und Nahrungsmangels überständig werden.

 

Gut entwickelte Sämlinge sollten nun zügig auspikiert werden. Dazu werden sie aus den Bechern entnommen und durch Auswaschen mit handwarmen Wasser von Agarresten befreit. Anschließend sollten die Jungpflänzchen mit einem Fungizid bspw. Previcur oder Physan behandelt werden. Letzteres verhindert auch bakterielle Schäden. 

Danach werden sie auf ein feines und sehr lockeres, aber strukturbeständiges und gut wasserdurchlässiges Substrat gesetzt.

Der pH-Wert des Substrates sollte dabei 5-6 angelehnt an die Wachstumsbedingungen im Nährmedium betragen. Die jungen Pflanzen sollten nun gut feucht gehalten und nicht zu starkem Licht (auf keinen Fall direkter Sonne!) und Wärme ausgesetzt werden. Auf eine Austrocknung infolge Verdunstung ist unbedingt zu achten!     

 

                                                

Eine Samenkapsel von Catasetum osculatum auf der Abbildung kann bis zu 3 Millionen Orchideensamen enthalten!

 

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